quote machines

quote machines

am 29.03.2004 21:26:11 von Oli Kai Paulus

Hallo,

Market Maker haben sie, FX Broker haben sie, wahrscheinlich alle richtig
großen professionellen Einrichtungen haben sie: quote machines, die
Dinger, die automatisch laufend Kurse stellen. Weiß irgendjemand, wie
die funktionieren? Die Grundzüge ihrer Algorithmen? Warum das überhaupt
sinnvoll ist? Wo man eine Beschreibung im Netz findet?

Schönen Gruß, Oli

------------------------------------------------------------ ----------
ABB - Vote Kerry. Please. www.johnkerry.com/onlinehq
------------------------------------------------------------ ----------
Oli Kai Paulus Bergstraße 18 Fon +49.30.28390731
D-10115 Berlin Fon +49.172.3914294

Re: quote machines

am 30.03.2004 09:15:46 von Andreas Krause

Oli Kai Paulus wrote:

> Market Maker haben sie, FX Broker haben sie, wahrscheinlich alle richtig
> großen professionellen Einrichtungen haben sie: quote machines, die
> Dinger, die automatisch laufend Kurse stellen. Weiß irgendjemand, wie
> die funktionieren?

ich kenn nur die Implementierung von Reuters vor ca. 10 Jahren bei einer
großen deutschen Bank. Wird sich aber wohl nicht allzuviel geändert haben:

Die Quotes+Nachrichten kamen mittels Push-Mechanismus und UDP-Protokoll
über die Satelitenschüssel vom Dach in die (UNIX)-Handels-Systeme. In den
Handelsbereichen der Banken ist und war UNIX schon immer sehr verbreitet,
da unterschiedliche Systeme sich unterhalten mußten (-> TCP/IP).

Inzwischen kommt der Datenfeed aber wohl eher mittels Standleitung,
da die Preise hier extrem gefallen sind. "Damals" war das noch unbezahlbar.

Das war zu den Zeiten, wo wir versucht haben, das Management von der
Sinnhaftigkeit *eines* Intranet-Webservers zu überzeugen :-/ (ca. 1995,
es leb(t)e Mosaic)...

> Warum das überhaupt sinnvoll ist?

Für Daytrading/Marketmaker? Kurspflege?

> Wo man eine Beschreibung im Netz findet?

www.reuters.de?

Gruß andi

Re: quote machines

am 30.03.2004 13:03:43 von Thomas Krull

Moin !

Andreas Krause wrote in <c4b6r3$cdr$>:

> ich kenn nur die Implementierung von Reuters vor ca. 10 Jahren bei ei=
ner
> großen deutschen Bank. Wird sich aber wohl nicht allzuviel geände=
rt haben:
> Die Quotes+Nachrichten kamen mittels Push-Mechanismus und UDP-Protoko=
ll
> über die Satelitenschüssel vom Dach in die (UNIX)-Handels-Systeme=
.. In den
> Handelsbereichen der Banken ist und war UNIX schon immer sehr verbrei=
tet,
> da unterschiedliche Systeme sich unterhalten mußten (-> TCP/IP).

Nachstehendes bezieht sich auf den Handelsbereich Devisen (FX).

Auf den Servern ist UNIX immer noch die erste Wahl, z.B. ist IBM AIX be=
i den
Banken recht verbreitet. Auf der Client-Seite siehts hingegen heute and=
ers
aus, da laufen Windows Derivate von NT4 bis Win2000 bzw. XP, sodass
guenstige Intel Hardware an den Haendlerplaetzen eingesetzt werden kann=
..
Ausserdem muessen Dokumente etc. mit Kollegen/Kunden ausgetauscht werde=
n,
wo Windows nun mal der "Standard" ist.
Administriert wird zentral, oft durch externe Dienstleister, bei Unix k=
ein
Problem, bei Windows oft mit Zicken/Hakeleien verbunden. Ausserdem muss=
man
die Client-PCs sicher bekommen, das gilt besonders fuer fummelsuechtige=

Haendler, die gerne versuchen eigene Software aufzuspielen. Deswegen gi=
bts
fuer die Anwender nur "kastrierte" Berechtigungen.
Fuer die grossen Sites, wo Interbankhandel gemacht wird, gibts immer no=
ch
die Satellitenfeeds aber auch Standleitungen fuer Dienste wie "Telerate=
".
Bei den kleinen Sites, nur Auftragshandel mit Kunden, wird heute gerne
"Citrix" genommen, d.h. die Reuters-Applikationen, z.B. "Cobra" laufen =
auf
fetten Servern irgendwo zentral mit eigener Administration und Backup u=
nd
die Clients greifen ueber Intranet/Citrix-Client SW darauf zu.=20
Eine anderes System, "Invision" kommt mit relativ kleinen Unix-Servern =
gut
aus, z.B. aeltere Sun und/oder aeltere R6000/AIX, Feeds zentral (Reuter=
s,
Telerate), Daten zu den Clients via Intranet. "Invision" hat den Vortei=
l,
dass es von der Server-Infrastruktur recht guenstig ist, weil aeltere
kleinere Hardware auf der Serverseite genommen werden kann, ausserdem
laeuft es recht stabil und die Client-Software auf den Windows PCs ist
recht anwenderfreundlich. Das System eignet sich hauptsaechlich fuer di=
e
kleineren (s.o.) Sites.

Dort wo im Auftragshandel grosse Kunden mit den entsprechenden Volumina=

bedient werden sind natuerlich Telefonstandleitungen zu den Handelsraeu=
men
der Zentralen geschaltet, weil einfach in den Hoerer bruellen schneller=

geht als Geklimper auf den Tastaletten. Die Kundenhaendler handeln alle=
s
mit ihrer Zentrale gegen, i.d.R. duerfen ueber Nacht keinerlei
Devisenpositionen der Filialen offen bleiben.

Normale/kleine Handelsbetraege werden gerne auf der Host via IBM 3270 E=
mu
mit der Zentrale gehandelt, die Host bekommt dafuer handelsfaehige Kurs=
e
von Reuters, die allerdings relativ teuer sind. Die 3270 Emu ist i.d.R.=

robust und kommt mit kleinen Bandbreiten aus, was bei Netzengpaessen ei=
n
entscheidender Vorteil ist. Die Clients sind ausgereift und kommen auch=
auf
Intel/Win PCs bei den Anwendern gut zurecht. Auf der Host liegen die
Kunden- u. Handelspartnerdaten und die Positionsfuehrung. Leider geht d=
er
Trend weg von der guten alten 3270, dafuer "eierlegende Wollmichsaeue",=

Java-basiert, wo versucht wird, alles was der Kundenhaendler braucht, i=
n
eine Applikation zu propfen.

Vorstehendes natuerlich nur "quick + dirty"...

Gruesse, thomas
--=20
Thomas Krull [DF1HX]
gpg (GnuPG) 1.2 0x01EC2546

Re: quote machines

am 30.03.2004 14:26:30 von Michael Halbig

Ich glaube er meint nicht Kursinformationssysteme, sondern Systeme, welche
automatisch Kurse stellen.

Andreas Krause wrote:
> Oli Kai Paulus wrote:
>
>> Market Maker haben sie, FX Broker haben sie, wahrscheinlich alle
>> richtig großen professionellen Einrichtungen haben sie: quote
>> machines, die Dinger, die automatisch laufend Kurse stellen. Weiß
>> irgendjemand, wie die funktionieren?
>
> ich kenn nur die Implementierung von Reuters vor ca. 10 Jahren bei
> einer großen deutschen Bank. Wird sich aber wohl nicht allzuviel
> geändert haben:
>
> Die Quotes+Nachrichten kamen mittels Push-Mechanismus und
> UDP-Protokoll über die Satelitenschüssel vom Dach in die
> (UNIX)-Handels-Systeme. In den Handelsbereichen der Banken ist und
> war UNIX schon immer sehr verbreitet, da unterschiedliche Systeme
> sich unterhalten mußten (-> TCP/IP).
Seit Jahren spricht fast jedes System TCP/-IP - das ist keine UNIX domaine.

> Inzwischen kommt der Datenfeed aber wohl eher mittels Standleitung,
> da die Preise hier extrem gefallen sind. "Damals" war das noch
> unbezahlbar.
>
> Das war zu den Zeiten, wo wir versucht haben, das Management von der
> Sinnhaftigkeit *eines* Intranet-Webservers zu überzeugen :-/ (ca.
> 1995,
> es leb(t)e Mosaic)...
>
>> Warum das überhaupt sinnvoll ist?
>
> Für Daytrading/Marketmaker? Kurspflege?
>
>> Wo man eine Beschreibung im Netz findet?
>
> www.reuters.de?
>
> Gruß andi

Re: quote machines

am 30.03.2004 15:29:10 von Andreas Krause

Michael Halbig wrote:

> Seit Jahren spricht fast jedes System TCP/-IP - das ist keine UNIX domaine.

Damit hast Du natürlich recht. Aber das ist nicht der Punkt, auf den ich
hinauswollte: Im Bankenumfeld war damals Mainframe 3270-Emu und
transaktionsorientiertes Arbeiten bei Online-Systemen aktuell. Da waren die
Handelssysteme eher ein Exot bzgl. der verwendeten Technik. Auch wenn
dieses Protokoll (TCP/IP) heute Standard ist.

Gruß andi

P.S. Gerade ergoogelt: Versionen von Linux
# Version 1.0 of March 1994 supported only single-processor i386 machines.
# Version 1.2 of March 1995 added support for Alpha, Sparc and Mips.
# Version 2.0 of June 1996 added support for more processors and included SMP support.

Re: quote machines

am 30.03.2004 15:34:34 von Oli Kai Paulus

Michael Halbig wrote:
> Ich glaube er meint nicht Kursinformationssysteme, sondern Systeme, welche
> automatisch Kurse stellen.

die meint er, ja. Gruß, Oli

------------------------------------------------------------ ----------
ABB - Vote Kerry. Please. www.johnkerry.com/onlinehq
------------------------------------------------------------ ----------
Oli Kai Paulus Bergstraße 18 Fon +49.30.28390731
D-10115 Berlin Fon +49.172.3914294

Re: quote machines

am 30.03.2004 15:45:11 von Oli Kai Paulus

Thomas Krull wrote:
> Vorstehendes natuerlich nur "quick + dirty"...

danke, langes Posting. Mir ist aber nicht klar, ob Du hier von den
Systemen sprichst, die ich meine. Mir geht es um die, die fortlaufend
automatisch Kurse stellen, zu denen auch gehandelt werden kann. Außerdem
wüßte ich gerne, was für Strategien diese Systeme implmentieren und
warum sich das für den Betreiber lohnt.

Schönen Gruß, Oli

------------------------------------------------------------ ----------
ABB - Vote Kerry. Please. www.johnkerry.com/onlinehq
------------------------------------------------------------ ----------
Oli Kai Paulus Bergstraße 18 Fon +49.30.28390731
D-10115 Berlin Fon +49.172.3914294

Re: quote machines

am 30.03.2004 16:06:06 von Michael Kauffmann

Oli Kai Paulus verlautbarte zum Themenkomplex
Re: quote machines:

> Systemen sprichst, die ich meine. Mir geht es um die, die fortlaufend
> automatisch Kurse stellen, zu denen auch gehandelt werden kann. Außerdem
> wüßte ich gerne, was für Strategien diese Systeme implmentieren

Die sind ja meistens für Derivate, da ist die Grundstrategie bekannt.

> und warum sich das für den Betreiber lohnt.

Billiger als zwei Mitarbeiter pro Papier, die sich beim Kursestellen
abwechslen können, falls einer mal muss, ist so ein System allemal.

Michael Kauffmann

Re: quote machines

am 30.03.2004 16:43:52 von spam.2003.05

On Tue, 30 Mar 2004 14:26:30 +0200, Michael Halbig wrote:

>> Die Quotes+Nachrichten kamen mittels Push-Mechanismus und
>> UDP-Protokoll über die Satelitenschüssel vom Dach in die
>> (UNIX)-Handels-Systeme. In den Handelsbereichen der Banken ist und
>> war UNIX schon immer sehr verbreitet, da unterschiedliche Systeme
>> sich unterhalten mußten (-> TCP/IP).
>
> Seit Jahren spricht fast jedes System TCP/-IP - das ist keine UNIX
> domaine.

Microsoft musste man jedenfalls erst mühsam überzeugen, sich überhaupt
für das Internet zu interessieren. ;)

EKNW

--
"One of the main weaknesses of mankind is the average man's familiarity
with the word 'impossible'. He knows all the rules which will not work.
He knows all the things which cannot be done." -- Napoleon Hill
----------+ The Dark experience: de.alt.talk.dunkle-seite +------------

Re: quote machines

am 30.03.2004 18:46:16 von Thomas Krull

Hi !

Oli Kai Paulus wrote in <c4btl7$5oj$05$>:

> danke, langes Posting. Mir ist aber nicht klar, ob Du hier von den
> Systemen sprichst, die ich meine. Mir geht es um die, die fortlaufend=

> automatisch Kurse stellen, zu denen auch gehandelt werden kann. Auß=
erdem
> wüßte ich gerne, was für Strategien diese Systeme implmentieren=
und
> warum sich das für den Betreiber lohnt.

Gerne geschehen, als System-Administrator bei einer Bank hatte ich lang=
e
genug in dem Umfeld Devisenhandel zu tun, deswegen kann ich mich nur zu=
dem
Thema FX auessern. Das Nachstehende bezieht sich natuerlich nur auf die=

Bank, wo ich das gemacht hatte.

Wie schon im letzten Posting erwaehnt, wird der Auftragshandel (Firmen-=
und
auch Privatkunden) per 3270 Emu abgedeckt, Ausnahme grosse Betraege bzw=
..
komplexe Produkte wie Derivate. Auf der Host wird das zum grossen Teil =
mit
DB2 Datenbank SW abgedeckt, dazu natuerlich die entsprechden Masken fue=
r
die Eingabe der Geschaefte. Die Host bekommt ueber die Datenfeeds
handelsfaehige Kurse von Reuters, die nicht billig sind. Die Kurse beko=
mmt
Reuters von Banken, die an der "Bedienung" ihrer Kurse interessiert sin=
d
und diese Kurse werden einfach ueber den Feed-Preis verkauft. Ausserdem=

lebt Reuters gut von der Bereitstellung der Systeme und deren
Infrastruktur. Diese Kurse gelten nur fuer Banken, nicht fuer Kunden, d=
ie
Preisgestaltung gegenueber dem Kunden uebernimmt die Bank, mit der er
handelt.

Hier ein Beispiel, wie das geht:

Fa. Schluderbach ruft die Bank an und fragt den Kurs EUR/USD Termin ein=

Monat, er moechte USD 300T kaufen, also EUR verkaufen. Der Haendler geh=
t an
seine 3270 Emu am PC, ruft die Handelsmaske "Kasse/Termin" auf und gibt=
den
Betrag, die Faelligkeit und die "Seite" (Kauf/Verkauf) ein. Ausserdem r=
uft
er den Kdn. "Schluderbach" auf, der im System hinterlegt ist, inkl. der=

Handelsberechtigten und Marge (die Bank will ja was davon haben). Per
Tastendruck wird die automatische Quotierung gestartet, links sieht er =
den
Preis "netto", also wie er die USD von der Zentrale kriegt (Einstandsku=
rs),
rechts den Preis fuer den Kunden, bei Bedarf koennen fuer den Termin di=
e
Swappunkte extra angezeigt werden. Der Kundenpreis wird dem Kunden am
Telefon genannt, sagt dieser OK, drueckt der Haendler auf "Enter" und d=
as
Geschaeft ist fertig. Klar ist, das der Kundenpreis ueberschrieben werd=
en
kann (mehr Marge), wird die voreingestellte Marge unterlaufen, muss das=

Geschaeft von Vorgesetzten "gegengezeichnet" werden (ebenfalls via 3270=

Emu) und der Haendler bekommt "einen auf die Ohren".
Die automatische Quotierung laeuft ca. 1 Minute, dann muss wieder neu
angefragt (Tastendruck) werden, die Grunddaten sind ja noch in der Mask=
e.
Das System kennt die Waehrungskonten des Kdn. und erstellt auch automat=
isch
die Bestaetigung, ebenso die Zahlung (USD) und Belastung (EUR) fuer den=

Kunden bei Faelligkeit.

Das mit den Daten natuerlich Auswertungen gefahren werden, dass die Sch=
warte
kracht, ist natuerlich logisch. MS-Access ist da ueberfordert....

Klar ist, dass saemtliche Telefonate in der Abteilung auf Band kommen u=
m
Hoerfehler o.ae. klaeren zu koennen.

Auf der Zentraleseite wird das Geschaeft ebenfalls automatisch an die
Positionssysteme, z.B. Reuters "Condor+" uebergeben. Reuters ist hier
ebenfalls ein fuehrende Anbieter, die Systeme sind aeusserst komplex un=
d
laufen auf fetten Unix-Buechsen. Es wird nicht nur die FX-Position mit
ihren Kursen, sondern auch "cash-flow" usw. laufend dargestellt, weil a=
uch
Daten aus "Moneymarkt" (Zinsgeschaeft) etc. laufend einfliessen.

Der Filiale erwaechst keine Position, sie hat ja 2 Geschaefte gemacht:
a) Kauf (USD) von der Zentrale, b) Verkauf (USD) an den Kunden.

Grosse/komplexe Dinger werden am Telefon (Standleitung z. Zentrale)
gehandelt und nachtraeglich in das System eingegeben, das Gleiche gilt =
auch
fuer die meisten Derivate. Mit dem System koennen auch
"Moneymarkt" (Zinsgeschaeft) und auch "plain vanilla" FX-Optionen gehan=
delt
werden. Es gibt auch ein Frontend fuer den Kunden, wo er ueber Internet=

selber handeln kann, er braucht also nicht bei der Bank anzurufen. Auch=

hier gibts die Kurse via Host, Marge (Punkte) bzw. Prozente werden
automatisch eingerechnet.

Komplexe Derivate (OTC) [1] werden nicht ueber das System gehandelt, so=
ndern
"zu Fuss" via Telefon und auch in anderen IT-Systemen/Lokationen
abgebildet.

Im Interbankhandel gibts andere Systeme wie "Reuters Dealing" auch ande=
re
Anbieter, z.B. "Telerate" bieten so etwas an, die Banken stellen ihre G=
eld-
bzw. Briefkurse ein, die Maschine "vermittelt" automatisch, wenn es
"zusammenpasst", bzw. der Trader klickt den fuer ihn passenden Kurs an =
und
setzt den Betrag ein. Trivial ist so etwas nicht, z.B. Limitproblematik=
..
Es kann aber auch von Bank zu Bank im Dialog gehandelt werden.

Auch hier wieder alles "quick and dirty", die Thematik ist einfach zu
komplex um in News-Postings richtig abgehandelt werden zu koennen.=20
So, wieder ein langer Artikel, bei den Wertpapieren duerfen die anderen=
ran.

Gruss, thomas

[1] OTC "over the counter", komplexe Derivate wie z.B. Zinsswaps, die a=
uch
gerne miteinander verknuepft werden.
--=20
Thomas Krull [DF1HX]
gpg (GnuPG) 1.2 0x01EC2546

Re: quote machines

am 30.03.2004 18:59:21 von Michael Halbig

Ich glaube das war wiederum nicht, was er wollte.

Hier beschreibst Du ganz einfach, wie die Bank Devisen am Markt
kauft/verkauft, eigene Marge drauf schlägt und an den Kunden weitergibt (das
funktioniert im groben bei Wertpapierehandel auch nicht viel anders). Welche
Systeme, vor allem auch welche OS und HW benutz werden interessierte ihn
sicher überhaupt nicht.

Ich glaube er wollte eher wissen wie ein Market Maker sein Kurse, die er
stellt berechnet.

Aber Du hast Dir wirklich sehr sehr viel Mühe gegeben!

Gruss,
Michael

Thomas Krull wrote:
> Hi !
>
> Oli Kai Paulus wrote in <c4btl7$5oj$05$>:
>
>> danke, langes Posting. Mir ist aber nicht klar, ob Du hier von den
>> Systemen sprichst, die ich meine. Mir geht es um die, die fortlaufend
>> automatisch Kurse stellen, zu denen auch gehandelt werden kann.
>> Außerdem wüßte ich gerne, was für Strategien diese Systeme
>> implmentieren und
>> warum sich das für den Betreiber lohnt.
>
> Gerne geschehen, als System-Administrator bei einer Bank hatte ich
> lange genug in dem Umfeld Devisenhandel zu tun, deswegen kann ich
> mich nur zu dem Thema FX auessern. Das Nachstehende bezieht sich
> natuerlich nur auf die Bank, wo ich das gemacht hatte.
>
> Wie schon im letzten Posting erwaehnt, wird der Auftragshandel
> (Firmen- und auch Privatkunden) per 3270 Emu abgedeckt, Ausnahme
> grosse Betraege bzw. komplexe Produkte wie Derivate. Auf der Host
> wird das zum grossen Teil mit DB2 Datenbank SW abgedeckt, dazu
> natuerlich die entsprechden Masken fuer die Eingabe der Geschaefte.
> Die Host bekommt ueber die Datenfeeds handelsfaehige Kurse von
> Reuters, die nicht billig sind. Die Kurse bekommt Reuters von Banken,
> die an der "Bedienung" ihrer Kurse interessiert sind und diese Kurse
> werden einfach ueber den Feed-Preis verkauft. Ausserdem lebt Reuters
> gut von der Bereitstellung der Systeme und deren Infrastruktur. Diese
> Kurse gelten nur fuer Banken, nicht fuer Kunden, die Preisgestaltung
> gegenueber dem Kunden uebernimmt die Bank, mit der er handelt.
>
> Hier ein Beispiel, wie das geht:
>
> Fa. Schluderbach ruft die Bank an und fragt den Kurs EUR/USD Termin
> ein Monat, er moechte USD 300T kaufen, also EUR verkaufen. Der
> Haendler geht an seine 3270 Emu am PC, ruft die Handelsmaske
> "Kasse/Termin" auf und gibt den Betrag, die Faelligkeit und die
> "Seite" (Kauf/Verkauf) ein. Ausserdem ruft er den Kdn. "Schluderbach"
> auf, der im System hinterlegt ist, inkl. der Handelsberechtigten und
> Marge (die Bank will ja was davon haben). Per Tastendruck wird die
> automatische Quotierung gestartet, links sieht er den Preis "netto",
> also wie er die USD von der Zentrale kriegt (Einstandskurs), rechts
> den Preis fuer den Kunden, bei Bedarf koennen fuer den Termin die
> Swappunkte extra angezeigt werden. Der Kundenpreis wird dem Kunden am
> Telefon genannt, sagt dieser OK, drueckt der Haendler auf "Enter" und
> das Geschaeft ist fertig. Klar ist, das der Kundenpreis
> ueberschrieben werden kann (mehr Marge), wird die voreingestellte
> Marge unterlaufen, muss das Geschaeft von Vorgesetzten
> "gegengezeichnet" werden (ebenfalls via 3270 Emu) und der Haendler
> bekommt "einen auf die Ohren".
> Die automatische Quotierung laeuft ca. 1 Minute, dann muss wieder neu
> angefragt (Tastendruck) werden, die Grunddaten sind ja noch in der
> Maske. Das System kennt die Waehrungskonten des Kdn. und erstellt
> auch automatisch die Bestaetigung, ebenso die Zahlung (USD) und
> Belastung (EUR) fuer den Kunden bei Faelligkeit.
>
> Das mit den Daten natuerlich Auswertungen gefahren werden, dass die
> Schwarte kracht, ist natuerlich logisch. MS-Access ist da
> ueberfordert....
>
> Klar ist, dass saemtliche Telefonate in der Abteilung auf Band kommen
> um Hoerfehler o.ae. klaeren zu koennen.
>
> Auf der Zentraleseite wird das Geschaeft ebenfalls automatisch an die
> Positionssysteme, z.B. Reuters "Condor+" uebergeben. Reuters ist hier
> ebenfalls ein fuehrende Anbieter, die Systeme sind aeusserst komplex
> und laufen auf fetten Unix-Buechsen. Es wird nicht nur die
> FX-Position mit ihren Kursen, sondern auch "cash-flow" usw. laufend
> dargestellt, weil auch Daten aus "Moneymarkt" (Zinsgeschaeft) etc.
> laufend einfliessen.
>
> Der Filiale erwaechst keine Position, sie hat ja 2 Geschaefte gemacht:
> a) Kauf (USD) von der Zentrale, b) Verkauf (USD) an den Kunden.
>
> Grosse/komplexe Dinger werden am Telefon (Standleitung z. Zentrale)
> gehandelt und nachtraeglich in das System eingegeben, das Gleiche
> gilt auch fuer die meisten Derivate. Mit dem System koennen auch
> "Moneymarkt" (Zinsgeschaeft) und auch "plain vanilla" FX-Optionen
> gehandelt werden. Es gibt auch ein Frontend fuer den Kunden, wo er
> ueber Internet selber handeln kann, er braucht also nicht bei der
> Bank anzurufen. Auch hier gibts die Kurse via Host, Marge (Punkte)
> bzw. Prozente werden automatisch eingerechnet.
>
> Komplexe Derivate (OTC) [1] werden nicht ueber das System gehandelt,
> sondern "zu Fuss" via Telefon und auch in anderen
> IT-Systemen/Lokationen abgebildet.
>
> Im Interbankhandel gibts andere Systeme wie "Reuters Dealing" auch
> andere Anbieter, z.B. "Telerate" bieten so etwas an, die Banken
> stellen ihre Geld- bzw. Briefkurse ein, die Maschine "vermittelt"
> automatisch, wenn es "zusammenpasst", bzw. der Trader klickt den fuer
> ihn passenden Kurs an und setzt den Betrag ein. Trivial ist so etwas
> nicht, z.B. Limitproblematik.
> Es kann aber auch von Bank zu Bank im Dialog gehandelt werden.
>
> Auch hier wieder alles "quick and dirty", die Thematik ist einfach zu
> komplex um in News-Postings richtig abgehandelt werden zu koennen.
> So, wieder ein langer Artikel, bei den Wertpapieren duerfen die
> anderen ran.
>
> Gruss, thomas
>
> [1] OTC "over the counter", komplexe Derivate wie z.B. Zinsswaps, die
> auch gerne miteinander verknuepft werden.

Re: quote machines

am 30.03.2004 20:30:21 von Oli Kai Paulus

Michael Halbig wrote:
> Ich glaube er wollte eher wissen wie ein Market Maker sein Kurse, die er
> stellt berechnet.

so isses. Abgesehen finde ich was Thomas so ausführlich geschrieben hat
trotzdem ganz interessant, ich bin ja gelernter IT'ler.

Wenn vielleicht trotzdem jemand was zu den Strategien der eigentlichen
quote machines sagen könnte? Oder kennt hier keiner die Funktionsweise
seines Gegners?

Schönen Gruß, Oli

------------------------------------------------------------ ----------
ABB - Vote Kerry. Please. www.johnkerry.com/onlinehq
------------------------------------------------------------ ----------
Oli Kai Paulus Bergstraße 18 Fon +49.30.28390731
D-10115 Berlin Fon +49.172.3914294

Re: quote machines

am 30.03.2004 21:10:06 von jan rosinowski

>Wenn vielleicht trotzdem jemand was zu den Strategien der eigentlichen
>quote machines sagen könnte?

was meinst du mit strategien? für warrants werden einfach bei jedem
tick im underlying neue kurse rausgeblasen (fair +/- spread). wenn auf
die quotes zu heftig gehandelt wird (maxsize, trades/sec, ...) stellt
sich das teil aus, so dass der haendler seine settings checken kann.
wenn der kurs während der normalen akzeptanzperiode (15sek o.ae) zu
weit weg laeuft wird das geschaeft rejected (read: wenn der markt
abgeht lieber unlimitiert ueber euwax handeln als beim directtrading
keine handelbaren quotes zu bekommen).

wie das marketmaking bei aktien laeuft weiss ich nicht genau, nehme
aber an, dass die preisstellung fuer ein fair analog der
boersenregularien erfolgt und dann einfach der spread draufgeht.

Re: quote machines

am 30.03.2004 21:21:12 von Oli Kai Paulus

jan rosinowski wrote:
> was meinst du mit strategien? für warrants werden einfach bei jedem

ja, schon sowas

> tick im underlying neue kurse rausgeblasen (fair +/- spread). wenn auf

ist das so, d.h. der market maker geht nur mit dem Markt mit, versucht
aber selbst nicht, den kurs in eine richtung zu bewegen und sei es nur
pendeln in einer trading range?

> die quotes zu heftig gehandelt wird (maxsize, trades/sec, ...) stellt
> sich das teil aus, so dass der haendler seine settings checken kann.

und kann dann was tun?

> wenn der kurs während der normalen akzeptanzperiode (15sek o.ae) zu
> weit weg laeuft wird das geschaeft rejected (read: wenn der markt

dürfen market maker das?

> abgeht lieber unlimitiert ueber euwax handeln als beim directtrading
> keine handelbaren quotes zu bekommen).

ich frage mich, warum market maker das risiko eingehen können, jederzeit
kaufen und verkaufen zu müssen.

Schönen Gruß, Oli

------------------------------------------------------------ ----------
ABB - Vote Kerry. Please. www.johnkerry.com/onlinehq
------------------------------------------------------------ ----------
Oli Kai Paulus Bergstraße 18 Fon +49.30.28390731
D-10115 Berlin Fon +49.172.3914294

Re: quote machines

am 30.03.2004 21:47:23 von jan rosinowski

>> tick im underlying neue kurse rausgeblasen (fair +/- spread). wenn auf
>
>ist das so, d.h. der market maker geht nur mit dem Markt mit, versucht
>aber selbst nicht, den kurs in eine richtung zu bewegen und sei es nur
>pendeln in einer trading range?

die quotemachine reagiert nur. wenn ein haendler nebendran fleissig
das underlying bzw den future handelt, ist das ne andere geschichte

>> die quotes zu heftig gehandelt wird (maxsize, trades/sec, ...) stellt
>> sich das teil aus, so dass der haendler seine settings checken kann.
>
>und kann dann was tun?

gucken woher der fuckup kommt - volcurves kaputt, preisversorgung, ...
wenn alles ok ist wird wieder angeschaltet

>> wenn der kurs während der normalen akzeptanzperiode (15sek o.ae) zu
>> weit weg laeuft wird das geschaeft rejected (read: wenn der markt
>
>dürfen market maker das?

ich gehe davon aus. bei der eurex ist es klar geregelt (vgl
quotierungsaugflagen und auch fast market (hoeherer spread, kleinere
quotesize)), beim directtrading weiss ich es nicht genau.

>> abgeht lieber unlimitiert ueber euwax handeln als beim directtrading
>> keine handelbaren quotes zu bekommen).
>
>ich frage mich, warum market maker das risiko eingehen können, jederzeit
>kaufen und verkaufen zu müssen.

wenn der markt sehr einseitig ist, werden sie schon entsprechend hoch
oder runter gehen und idr auch den spread ausweiten

Re: quote machines

am 31.03.2004 17:57:21 von spam.2003.05

On Tue, 30 Mar 2004 21:21:12 +0200, Oli Kai Paulus wrote:

>> abgeht lieber unlimitiert ueber euwax handeln als beim directtrading
>> keine handelbaren quotes zu bekommen).
>
> ich frage mich, warum market maker das risiko eingehen können, jederzeit
> kaufen und verkaufen zu müssen.

Ich bin kein Insider, aber den Publikationen der Emittenten von
Retail-Derivaten (schönes Wort, btw =)) entnehme ich, dass es etwa so
funktioniert: Das System ist sich ständig über die aktuellen
Hedging-Positionen (also Futures) im Bilde und berechnet entsprechend die
Preise für die Zertifikate. Die Hedging-Positionen können dabei
dynamisch angepasst werden. Das ganze Wunder der Quotierung liegt dann
eigentlich nur noch darin, den Spread auf den fairen Wert
(gemessen an den Hedging-Positionen) aufzuschlagen.

Beispiel: 10.000 Long-Zertifikate auf den DAX mit Bezugsverhältnis 1:100
bedeuten ein Risiko von 0,01 EUR pro DAX-Punkt * 10.000 = 100 EUR pro
DAX-Punkt. Zum Hedgen müsste also eine Long-Position von 4
FDAX-Kontrakten eröffnet werden. Die Kosten dafür und für den
eingeräumten "Margin" (bei Basispreis des Zertifikats > 0) werden auf den
fairen Zertifikatspreis aufgeschlagen, hinzu kommt noch der Spread. Damit
ist die Position für den Emittenten theoretisch Risikofrei. Wenn das
Zertifikat ausgeknockt wird, muss die Futures-Position natürlich
geschlossen werden.

--
"One of the main weaknesses of mankind is the average man's familiarity
with the word 'impossible'. He knows all the rules which will not work.
He knows all the things which cannot be done." -- Napoleon Hill
----------+ The Dark experience: de.alt.talk.dunkle-seite +------------