Bericht über Berufsunfähikeitsversicherungen in Plusminus
am 25.07.2005 11:23:11 von enig
Hallo Gemeinschaft,
am 127.7.05 brachte die ARD im Wirtschaftsmagazin Plusminus einen
Bericht über Berufsunfähigkeitsversicherungen und deren Bereitschaft zur
Anerkennung einer Berufsunfähigkeit. In dem Bericht wurde 2 Fälle
geschildert, bei denen die Gesellschaften die Anerkennung verweigerten.
Im ersten Fall hatte ein leitender Bankangestellter durch einen Unfall
mehre Beinbrüche erlitten. Eine stehende Täigkeit, wie diese an einem
Bankschalter üblich ist, konnte er nicht mehr ausüben. Die BFA hatte die
BU inzwischen anerkannt. Die private BU Versicherung verweigerte die
Anerkenntnis. Im zweiten Fall wurde von einem selbstständigen Handwerker
berichtet, der mehrere Bandscheibenvorfääle hatte. Diese wurden
ebenfalls nicht als BU anerkannt, da darauf verwiesen wurde, dass er
seinen Betrieb umorganisieren könnte. Was ich bei einem
Einzelunternehmer als sehr schwierig einstufe.
Als Fazit wurde in dem Bericht empfohlen vor Abschluss einer BU
Versicherung generell zuerst eine Rechtsschutzversicherung
anzuschliessen, um den finanziellen Belastungen bei solchen
Anerkennungsausandersetzungen aus dem Weg zu gehen.
Sind die in dem Bericht genannten Fälle extreme Einzelfälle oder sind
solche Anerkennnungsverfahren einer BU tatsächlich so aufwändig ? Ist
der Abschluss einer Rechtsschutzversicherung tatsächlich ein Muß bei
diser Art der Versicherung ?
Hat jemand konkrete Zahlen wie häufig Versicherer die Zahlung einer
BU-Rente verweigern bzw. wie lange ein solches Anerkennungsverfahren
braucht ?
Die Versicherer schreiben zwar in Ihren Bedingungen, dass schon die 6
monatig Arbeitsunfhigkeitsberscheingigung ausreicht, um die BU
anzuerkennen, aber wird dies in der Praxis auch so gehandhabt ?
Ist der Abscgluss überhaupt sinnvoll, wenn man die Zahlungsbereitschaft
der Versicherungsgesellschaften tatsächlich so schlecht ist, wie in dem
Bericht dargestellt ?
Re: Bericht über Berufsunfähikeitsversicherungen in Plusminus
am 25.07.2005 11:24:23 von Florian Schmeichler
wrote in
news:42e4af85$0$20134$:
> Im ersten Fall hatte ein leitender Bankangestellter
> durch einen Unfall mehre Beinbrüche erlitten. Eine stehende Täigkeit,
> wie diese an einem Bankschalter üblich ist, konnte er nicht mehr
> ausüben.
Das ein leitender Bankangestellter noch im wesentlichen Umfang eine "am
Bankschalter stehende Tätigkeit" ausübt halte ich für ein Gerücht. Das
müsste aber ein Richter im Einzelfall klären.
> Die BFA hatte die BU inzwischen anerkannt.
Mit der BFA zu vergleichen ist in diesem Zusammenhang unfair: Die kann
nämlich einfach ihren Beitragssatz oder ihr Defizit erhöhen. Beides hat
keine negativen Folgen.
> Im zweiten Fall wurde von
> einem selbstständigen Handwerker berichtet, der mehrere
> Bandscheibenvorfääle hatte. Diese wurden ebenfalls nicht als BU
> anerkannt, da darauf verwiesen wurde, dass er seinen Betrieb
> umorganisieren könnte. Was ich bei einem Einzelunternehmer als sehr
> schwierig einstufe.
Das hat mit Einzelunternehmer (im ggs zu GmbH, GbR, etc.) nichts zu tun.
Hat er als Einzelunternehmer 20 Angestellte, dann ist eine solche
Umorganisation sicher denkbar. Ist er wirklich alleine in seiner Werkstatt,
dann ist es schwer.
Lange Rede kurzer Sinn: Auf Basis so kurzer Informationen zu den Fällen,
wie sie hier oder in einem 5 Minütigen TV-Beitrag gegeben werden können ist
es nicht möglich, die Einzelfälle zu beurteilen.
Es ist relativ einfach, beliebig viele Einzelfälle zu finden, die bei
Oberflächlicher Betrachtung schreiend ungerecht erscheinen, bei näherem
Hinsehen aber genau richtig.
> Als Fazit wurde in dem Bericht empfohlen vor Abschluss einer BU
> Versicherung generell zuerst eine Rechtsschutzversicherung
> anzuschliessen, um den finanziellen Belastungen bei solchen
> Anerkennungsausandersetzungen aus dem Weg zu gehen.
Eine RS ist aus vielerlei Gründen nicht verkehrt.
> Sind die in dem Bericht genannten Fälle extreme Einzelfälle oder sind
> solche Anerkennnungsverfahren einer BU tatsächlich so aufwändig ?
Scheinbar beides, wobei das erste wie gesagt kaum beurteilbar ist.
Denk aber auch daran, dass es bei BU-Fällen stets um sehr viel Geld geht.
Wenn aus Deiner Garage angeblich drei Maybachs geklaut wurden, dann schaut
die Versicherung auch etwas genauer hin...
> Hat jemand konkrete Zahlen wie häufig Versicherer die Zahlung einer
> BU-Rente verweigern
Solche Zahlen sind kaum zu bekommen und wenn, dann absolut
unaussagekräftig. Für die sozialen Sicherungssysteme und insb. öffentliche
Arbeitgeber (z.B. Schulen) ist eine Frühverrentung wegen Arbeitsunfähigkeit
eine relativ stressfreie Angelegenheit. Die private Versicherungswirtschaft
kann sich eine solche großzügigkeit nicht leisten.
> wie lange ein solches Anerkennungsverfahren
> braucht ?
Plane Deine finanzielle Absicherung (z.B. Unfallversicherung) für 6 Monate.
> Die Versicherer schreiben zwar in Ihren Bedingungen, dass schon die 6
> monatig Arbeitsunfhigkeitsberscheingigung ausreicht, um die BU
> anzuerkennen, aber wird dies in der Praxis auch so gehandhabt ?
Nö.
> Ist der Abscgluss überhaupt sinnvoll, wenn man die
> Zahlungsbereitschaft der Versicherungsgesellschaften tatsächlich so
> schlecht ist, wie in dem Bericht dargestellt ?
In jedem Fall!
Gruss,
Florian
Re: Bericht über Berufsunfähikeitsversicherungen in Plusminus
am 26.07.2005 08:43:49 von Florian Schmeichler
Thomas Meyering <> wrote in
news::
> Die Rechtsschutzversicherung zahlt, wenn du den Prozeß
> verlierst. Offenbar schätzt du die Chancen recht niedrig ein.
Das ist imho eine unzulässig verkürzte Darstellung der Dinge:
Die RS zahlt nämlich nicht nur *wenn* Du den Prozess verlierst, sondern
auch *solange* noch nicht feststeht, wer den Prozess gewonnen oder
verloren hat.
In so fern sichert dich die RS gegen zwei Risiken ab:
1. Das Risiko den Prozess zu verlieren und am Ende auf den Kosten sitzen
zu bleiben. Gerade bei solchen BU Streitigkeiten kostet der Weg durch
die Instanzen eine ganze Stange Geld (Gutachter, etc.). Selbst bei einer
Siegwahrscheinlichkeit von "nur" 95% ist das ein recht hohes Risiko.
2. Das Risiko sehr schnell zu einem ungünstigen Vergleich gezwungen zu
werden, da die Gegenseite unmissverständlich klar macht, dass es für sie
kein größeres Problem darstellt, auch über 5 Jahre hinweg einen netten
kleinen Prozess zu führen mit einer Gutachterrate von 0,5/Monat.
Gruss,
Florian