Kirchhofs Planspiele im Spiegel

Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 29.08.2005 19:52:31 von Axel Ceh

Hallo zusammen,

im aktuellen Spiegel erschien heute eine Vergleichsrechnung jetzige
Rechtslage vs. Kirchhof-Modell.
Beim Beispiel Manager, verheirat, 2 Kinder, mit 300.000,- Jahresbrutto
sieht die Rechnung so aus:

1) jetzige Rechtslage:
Werbungskosten -920,-
Mieteinnahmen aus zwei denkmalgeschützten Villen +40.000,-
Abschreibung/Schuldzinsen -100.000,-
Aktiendividenden +10.000,-
Sparerfreibetrag -2.842,-
Aktiengewinne außerhalb der Spekulationsfrist (5.000,-) 0,-
Vorsorgeaufwendungen, Sonderausgaben -4.776,-
Kinderfreibetrag -11.616,-
d.h. zu versteuerndes Einkommen 229.846,-
soll EST/SoliZ von 61.648,- bringen

Warum nur 61.648,-? Beim Blick in meine Lohnsteuertabelle komme ich auf
einen Betrag von über 81.000,- Steuerbelastung (ESt+SoliZ).
Kann jemand die Spiegel-Rechnung nachvollziehen?


2) Nach Kirchhoff-Modell kommt folgendes raus:

Mieteinnahmen aus zwei denkmalgeschützten
Villen +40.000,-
Abschreibung/Schuldzinsen -24.000,-
Aktiengewinne außerhalb der Spekulationsfrist +5.000,-
Vorsorgeaufwendungen, Sonderausgaben -6.026,-
Kinderfreibetrag -16.000,-
Vereinfachungspauschale -4.000,-
Grundfreibetrag -16.000,-
Sozialausgleich -6.000,-
zu versteuerndes Einkommen 272.974,-
soll ESt von 68.224,- bringen (kein SoliZ)

Gruß,
Axel

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 29.08.2005 20:34:42 von Florian Kleinmanns

Axel Ceh <> schrieb:
>d.h. zu versteuerndes Einkommen 229.846,-
>soll EST/SoliZ von 61.648,- bringen
>
>Warum nur 61.648,-? Beim Blick in meine Lohnsteuertabelle komme ich auf
>einen Betrag von über 81.000,- Steuerbelastung (ESt+SoliZ).

Ich komme sogar auf EUR 90.455,00.

>Aktiengewinne außerhalb der Spekulationsfrist +5.000,-

../. Kostenpauschale nach § 13 Abs. 2 Satz 3 EStGB-Entwurf 3.000,-

Grüße
Florian
--
Mail to the "From" address will be silently discarded. Use the
"Reply-To" address only.

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 29.08.2005 20:46:14 von axbnospamatall

Am Mon, 29 Aug 2005 19:52:31 +0200, schrieb Axel Ceh
<> :

>d.h. zu versteuerndes Einkommen 229.846,-
>soll EST/SoliZ von 61.648,- bringen
>
>Warum nur 61.648,-? Beim Blick in meine Lohnsteuertabelle komme ich auf
>einen Betrag von über 81.000,- Steuerbelastung (ESt+SoliZ).
>Kann jemand die Spiegel-Rechnung nachvollziehen?

Formel ist
0,45 x 229.846 - 8.845 = 94.585,70
+ SolZ = 5202,21
Gesamt= 99.787,91

Da der Mensch aber verheiratet ist, wird wohl der Splitiingtarif
anzuwenden sein. Dann ist die Formel

2 x (0,45 x 229.846/2 - 8.845) = 85.740,70
+ SolZ =4.715,74
Gesamt = 90.456,44

Keine Ahnung was der Spiegel da gerechnet hat.
Gibts da einen Link?

Grüße

Axel

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 29.08.2005 20:56:45 von Martin Hentrich

On Mon, 29 Aug 2005 20:46:14 +0200, Axel Böhm
<> wrote:

>Formel ist
>0,45 x 229.846 - 8.845 = 94.585,70
>+ SolZ = 5202,21
>Gesamt= 99.787,91

Diese Formel ist flasch.

Die Gutverdiener-freundliche Sozi-Regierung hat doch tatsächlich den
Spitzensteuersatz ab 2005 von 45% auf 42% gesenkt!

Grundtabelle 88.621
Splittingtabelle 80.706

>Keine Ahnung was der Spiegel da gerechnet hat.
>Gibts da einen Link?

Würde mich auch interessieren, wie die dat Ding flasch gerechnet
haben.

Martin

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 29.08.2005 21:05:33 von axbnospamatall

Am Mon, 29 Aug 2005 20:46:14 +0200, schrieb Axel Böhm
<> :

Das waren doch glatt die Werte für 2004 ;-)

Also für 2005

0,42 x 229.846 - 7.914 = 88.621
+SolZ = 4.874
Gesamt 93.495

Nach Splittingtarif:

2 x (0,42 x 229.846/2 - 7.914) = 80.707
+ SolZ =4.439
Gesamt = 85.146


Grüße

Axel

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 29.08.2005 21:06:59 von Florian Kleinmanns

Axel Böhm <> schrieb:
>Das waren doch glatt die Werte für 2004 ;-)

Die gleichen Werte stehen noch in der nwb-Textausgabe "Wichtige
Steuergesetze" 2005. :-/

Grüße
Florian
--
Mail to the "From" address will be silently discarded. Use the
"Reply-To" address only.

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 29.08.2005 21:15:30 von axbnospamatall

Am Mon, 29 Aug 2005 20:56:45 +0200, schrieb Martin Hentrich
<> :

>On Mon, 29 Aug 2005 20:46:14 +0200, Axel Böhm
><> wrote:
>
>>Formel ist
>>0,45 x 229.846 - 8.845 = 94.585,70
>>+ SolZ = 5202,21
>>Gesamt= 99.787,91
>
>Diese Formel ist flasch.
^^^^^^

Hab ich auch bemerkt ;-)

Grüße

Axel

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 29.08.2005 21:18:15 von axbnospamatall

Am Mon, 29 Aug 2005 21:06:59 +0200, schrieb Florian Kleinmanns
<> :

>Axel Böhm <> schrieb:
>>Das waren doch glatt die Werte für 2004 ;-)
>
>Die gleichen Werte stehen noch in der nwb-Textausgabe "Wichtige
>Steuergesetze" 2005. :-/

Dann arbeiten die auch schon wie die Steuerprogramme. Die sind auch
schon alle ein Jahr voraus. Vielleicht gibt es ja demnächst die
Version 2006 mit den entsprechenden Bugfixes. Oder wartet besser bis
zum 18. September?

Grüße

Axel

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 30.08.2005 00:49:01 von Axel Ceh

Axel Böhm schrieb:
> Axel Ceh schrieb:
>
>
>>d.h. zu versteuerndes Einkommen 229.846,-
>>soll EST/SoliZ von 61.648,- bringen
>>
>>Warum nur 61.648,-? Beim Blick in meine Lohnsteuertabelle komme ich auf
>>einen Betrag von über 81.000,- Steuerbelastung (ESt+SoliZ).
>>Kann jemand die Spiegel-Rechnung nachvollziehen?
>
>
> Formel ist
> 0,45 x 229.846 - 8.845 = 94.585,70
> + SolZ = 5202,21
> Gesamt= 99.787,91
>
> Da der Mensch aber verheiratet ist, wird wohl der Splitiingtarif
> anzuwenden sein. Dann ist die Formel
>
> 2 x (0,45 x 229.846/2 - 8.845) = 85.740,70
> + SolZ =4.715,74
> Gesamt = 90.456,44
>
> Keine Ahnung was der Spiegel da gerechnet hat.
> Gibts da einen Link?

Nur einen kostenpflichtigen. Egal ob's 90.000 oder doch nur 81.000,-
sind, die mind. 20.000 Euro zuwenig halte ich für extrem peinlich für
ein deutsches Nachrichtenmagazin.

Gruß,
Axel

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 30.08.2005 12:56:18 von michael

Axel Ceh wrote:
>
> Nur einen kostenpflichtigen. Egal ob's 90.000 oder doch nur 81.000,-
> sind, die mind. 20.000 Euro zuwenig halte ich für extrem peinlich für
> ein deutsches Nachrichtenmagazin.

Mal eine Anfrage an die Redaktion gestartet?

Ciao, Michael.

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 30.08.2005 13:21:37 von Martin Kreidenweis

Hi

> Warum nur 61.648,-? Beim Blick in meine Lohnsteuertabelle komme ich auf
> einen Betrag von über 81.000,- Steuerbelastung (ESt+SoliZ).
> Kann jemand die Spiegel-Rechnung nachvollziehen?

Hab mir das zwar nicht selbst angeschaut, aber es scheinen noch andere
Probleme damit zu haben das nachzuvollziehen:



Martin

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 30.08.2005 14:01:23 von CEN

Axel Ceh schrieb:

> 2) Nach Kirchhoff-Modell kommt folgendes raus:

[...]

> Abschreibung/Schuldzinsen -24.000,-

[...]

Häh?

Ich dachte, es sollten endlich einmal all diese
"Schlupflöcher" gestopft werden.

Kann doch nicht wahr sein, dass es nach Herrn
Kirchhoffs Plänen noch "Abschreibung" gibt?
Was soll das systematisch sein?
Und Absetzung für Zinsen schon sowieso nicht.

--
Dr. Christian E. Naundorf alias CEN

"In der Diktatur darf man nicht sagen, was man will.
In der Demokratie darf man, aber keiner hört zu." (unbek.)

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 30.08.2005 14:25:01 von Axel Ceh

Michael Ströder schrieb:
> Axel Ceh wrote:
>
>>Nur einen kostenpflichtigen. Egal ob's 90.000 oder doch nur 81.000,-
>>sind, die mind. 20.000 Euro zuwenig halte ich für extrem peinlich für
>>ein deutsches Nachrichtenmagazin.
>
>
> Mal eine Anfrage an die Redaktion gestartet?


Ja, habe ich gemacht gestern abend mit der Bitte um Aufklärung, noch
keine Reaktion (ich werde hier berichten).

Gruß,
Axel

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 30.08.2005 16:31:20 von Axel Ceh

Christian E. Naundorf schrieb:

>
> Axel Ceh schrieb:
>
>
>>2) Nach Kirchhoff-Modell kommt folgendes raus:
>
>
> [...]
>
>
>>Abschreibung/Schuldzinsen -24.000,-
>
>
> [...]
>
> Häh?
>
> Ich dachte, es sollten endlich einmal all diese
> "Schlupflöcher" gestopft werden.
>
> Kann doch nicht wahr sein, dass es nach Herrn
> Kirchhoffs Plänen noch "Abschreibung" gibt?
> Was soll das systematisch sein?
> Und Absetzung für Zinsen schon sowieso nicht.


*g*, es gibt noch eine Art "Abschreibung" bei Kirchhof lt. Spiegel, und
zwar "Grundstücksaufwendungen" pauschal in Höhe von 60% der
Mieteinnahmen. Genau daran zeigt sich, dass /einfach/ eben nicht immer
/gerecht/ sein muss. Warum hängt der Aufwand mit einem Haus mit den
Mieteinnahmen zusammen? Was macht der Vermieter mit den Aufwendungen in
dem Jahr, in dem er das Haus nur renoviert, bevor Mieter einziehen
können? Verfallen diese Aufwendungen dann? Verlustvorträge dürften dann
konsequenterweise nicht mehr möglich sein.
Wenn alles so schön einfach sein soll, kann man ja gleich pauschale
Betriebsausgaben-Sätze einführen. Jeder darf nur noch pauschal 60% des
Umsatzes als Betriebsausgaben ansetzen. Dann fängt das Geschiebe an. Zum
Jahresende kaufen die Unternehmen nichts mehr, die die 60% schon
erreicht haben (genau wie kein Vermieter im November die Heizung noch
reparieren wird, falls er sein Jahres-Aufwandssoll schon erfüllt hat).
Das Kirchhof-Modell schafft wieder neue Anreize, nur andere. Im
Unterschied zum jetzigen Steuerrecht (das mit Anreizen vielleicht etwas
überfrachtet ist) haben diese Anreize dann jedoch sehr ungewollt
komische Wirkungen.

Gruß,
Axel

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 30.08.2005 16:35:59 von Axel Ceh

Martin Kreidenweis schrieb:


>>Warum nur 61.648,-? Beim Blick in meine Lohnsteuertabelle komme ich auf
>>einen Betrag von über 81.000,- Steuerbelastung (ESt+SoliZ).
>>Kann jemand die Spiegel-Rechnung nachvollziehen?
>
>
> Hab mir das zwar nicht selbst angeschaut, aber es scheinen noch andere
> Probleme damit zu haben das nachzuvollziehen:
>


Ha, da war ich aber schneller als attac! :-)

Gruß,
Axel

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 30.08.2005 16:57:15 von Ulrich Hoffmann

"Axel Ceh" schrieb:

> Jeder darf nur noch pauschal 60% des Umsatzes als Betriebs-
> ausgaben ansetzen. Dann fängt das Geschiebe an. Zum Jahres-
> ende kaufen die Unternehmen nichts mehr, die die 60% schon erreicht
> haben (genau wie kein Vermieter im November die Heizung
> noch reparieren wird, falls er sein Jahres-Aufwandssoll schon
> erfüllt hat).

Warum? Welche Vorteile hat man vom Verschieben?

UH

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 30.08.2005 17:26:42 von Mark Obrembalski

On 2005-08-30, Axel Ceh <> wrote:
> Wenn alles so schön einfach sein soll, kann man ja gleich pauschale
> Betriebsausgaben-Sätze einführen. Jeder darf nur noch pauschal 60% des
> Umsatzes als Betriebsausgaben ansetzen.

Gute Idee. So kriegt der Lebensmittel-Einzelhandel nach seinem
lautstarken Dosenpfand-Theater mal ein Problem, das zum vergangenen
Geschrei passt.

Gruß,
Mark

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 30.08.2005 20:51:11 von Gerhard Faehling

Axel Ceh schrieb:

> Kann jemand die Spiegel-Rechnung nachvollziehen?

der Spiegel hat das eben klargestellt:




Ciao

Gerhard

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 30.08.2005 21:01:34 von Thomas Haeger

Axel Ceh schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> im aktuellen Spiegel erschien heute eine Vergleichsrechnung jetzige
> Rechtslage vs. Kirchhof-Modell.
> Beim Beispiel Manager, verheirat, 2 Kinder, mit 300.000,- Jahresbrutto
> sieht die Rechnung so aus:
>
> 1) jetzige Rechtslage:
> Werbungskosten -920,-
> Mieteinnahmen aus zwei denkmalgeschützten Villen +40.000,-
> Abschreibung/Schuldzinsen -100.000,-
> Aktiendividenden +10.000,-
> Sparerfreibetrag -2.842,-
> Aktiengewinne außerhalb der Spekulationsfrist (5.000,-) 0,-
> Vorsorgeaufwendungen, Sonderausgaben -4.776,-
> Kinderfreibetrag -11.616,-
> d.h. zu versteuerndes Einkommen 229.846,-
> soll EST/SoliZ von 61.648,- bringen
>
> Warum nur 61.648,-? Beim Blick in meine Lohnsteuertabelle komme ich auf
> einen Betrag von über 81.000,- Steuerbelastung (ESt+SoliZ).
> Kann jemand die Spiegel-Rechnung nachvollziehen?

Laut Spiegel gab es einen Übermittlungsfehler bei den Daten des
Kirchhof-Institues. Die Einkommenssteuersumme von 61 KEUR bei der
Berechnung nach bisheriger Rechtsgrundlage ist korrekt. In der
Auflistung fehlen drei bisher abzugsfähige Aufwendungen über rund 55
KEUR, die bei Kirchhof zukünftig wegfallen.

IN EIGENER SACHE: SPIEGEL korrigiert Kirchhof-Zahlen


Thomas

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 31.08.2005 13:00:00 von unknown

Post removed (X-No-Archive: yes)

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 31.08.2005 15:07:36 von axbnospamatall

Am Tue, 30 Aug 2005 21:01:34 +0200, schrieb Thomas Haeger
<> :

>Laut Spiegel gab es einen Übermittlungsfehler bei den Daten des
>Kirchhof-Institues.

War auf dem Bierdeckel nicht mehr sauber zu lesen? ;-)

Grüße

Axel

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 31.08.2005 18:55:58 von Thomas Haeger

Axel Böhm schrieb:

> War auf dem Bierdeckel nicht mehr sauber zu lesen? ;-)

Die Kirchhofgegner hatten soviel Schaum vor dem Mund, war total
durchgeweicht der Deckel. Schrift total verlaufen. Also Fazit:
Bierdeckelsteuererklärung taugt nicht. Kirchhof/Merz: alles Mist, geht
gar nicht.

War doch schlüssig oder?

Thomas

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 31.08.2005 23:16:43 von Axel Ceh

Christian @Soemtron schrieb:
> Axel Ceh schrieb:
>
>
>>2) Nach Kirchhoff-Modell kommt folgendes raus:
>>Villen +40.000,-
>>Abschreibung/Schuldzinsen -24.000,-
>>Aktiengewinne außerhalb der Spekulationsfrist +5.000,-
>>Vorsorgeaufwendungen, Sonderausgaben -6.026,-
>>Kinderfreibetrag -16.000,-
>>Vereinfachungspauschale -4.000,-
>>Grundfreibetrag -16.000,-
>>Sozialausgleich -6.000,-
>
>
> abgesehen daß es vom Ergebnis her IMHO ungerecht ist, das Ganze ist doch
> keinen Deut einfacher als bisher. "Vereinfachungspauschale" ist da ja
> echt ein Witz. Dabei gewinnen wieder nur Steuerberater, Software-
> Hersteller und Druckereien.


Auch wenn ich kein Kirchhof-Freund bin, aber *einfacher* ist es schon.
StB geben jetzt schon zu, dass sie damit Kunden verlieren werden. Du
kennst die Paragraphen 10 des EStG? Oder die Regelungen zur
Gebäudeabschreibung? Das ist schon kompliziert.

Gruß,
Axel

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 31.08.2005 23:52:50 von Erich Mathild

Axel Ceh <> wrote:

>du kennst die Paragraphen 10 des EStG?

Allein zu wissen, dass es mehrere Paragrafen 10 gibt, zeugt von hoher
steuerlicher und sprachlicher Qualifikation!

Glycwunsch!

Erich

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 02.09.2005 14:02:00 von unknown

Post removed (X-No-Archive: yes)

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 02.09.2005 19:58:08 von axbnospamatall

Am Wed, 31 Aug 2005 23:16:43 +0200, schrieb Axel Ceh
<> :

>Auch wenn ich kein Kirchhof-Freund bin, aber *einfacher* ist es schon.
>StB geben jetzt schon zu, dass sie damit Kunden verlieren werden.

Die Mandanten die von Kirchhoffs Steuervereinfachungen profitieren
würden sind nicht unbedingt die Hauptklientel von Steuerberatern.
Auch alleine die 200 Seiten für Übergangsregelungen beschäftigen
sicherlich wieder einige Steuerberater mehr.

Grüße

Axel

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 07.09.2005 13:09:01 von Peter Dunkel

Axel Ceh wrote:

> *g*, es gibt noch eine Art "Abschreibung" bei Kirchhof lt. Spiegel, und
> zwar "Grundstücksaufwendungen" pauschal in Höhe von 60% der
> Mieteinnahmen. Genau daran zeigt sich, dass /einfach/ eben nicht immer
> /gerecht/ sein muss.

Hallo Axel,

jetzt kommen wir zu der Grundfrage von allem: "Was ist gerecht?"

Bei diesem Beispiel sind sicher nicht Wohnungsvermietungsgesellschaften
gemeint, sie müssten ja 10% der Netto-Mieteinnahmen (also ohne MWSt) als
Körperschaftssteuer bezahlen. Es gibt aber viele Menschen, die z.B.
untervermieten, in ihrem Haus eine Einliegerwohung vermieten und ggf. um
die Menschen, die eine nicht mehr selbstgenutzte Eigentumswohnung vermietet
haben. Hier stellt sich die Frage, ob die Kosten für eine Buchführung plus
die errechneten Steuern über oder unter den nun zu zahlenden Steuern
liegen.

Ist so ähnlich wie bei der Versteuerung der Einnahmen ausländischer
Künstler, für die "kleine" Band ist die heutige Regelung mit 25% auf die
Einnahmen sicher gut, für Bands wie Pink Floyd, mit einer sehr teueren
Bühnenshow, wo von den Einnahmen über 80% als Kosten draufgehen (80% Kosten
plus 25% Steuern, also 5% der Einnahmen "mitbringen"), eher nicht.

Heute haben wir den Zustand, dass im Namen einer "Gerechtigkeit" eine Flut
an Verordnungen und Regeln vorhanden sind, wo der, der über die notwendigen
Mittel verfügt, sich die Spezialisten zu leisten, die für ihn die Steuern
optimieren, kaum bis keine Steuern zahlt. Diese Spezialisten sind teuer,
deshalb "lohnt" es sich nur für die Spitzenverdiener, die "staatstragenden"
mittleren bis höhren Einkommengruppen, so von 30.000 bis 100.000 EUR können
sich diese Spezialisten nicht leisten, insbesondere da es hier ja auch um
"Geschwindigkeit" geht. Die Zeitspanne zwischen Ausnutzen einer Lücke und
deren Schliessung ist eher kurz, und je kürzer, je mehr Menschen davon
profitieren, die keine Lobby haben.

Auch heute gibt es schon viele Ungerechtigkeiten. Bei den Formularen wegen
Erzeihungsgeld aber auch dem Kindergarten-Beitrag wird nach den "Einnahmen"
gefragt, nicht nach Einnahmeüberschuss oder gar Gewinn. Was macht da ein
Tankstellen-Pächter, der hat ja Einnahmen von vielen Millionen im Jahr.
Oder der Kiosk-Besitzer, bei einer Bruttospanne von 50% braucht er schon
100.000 EUR im Jahr an Einnahmen, um die Miete zu bezahlen und leben zu
können.

Ich persönlich bevorzuge ein noch einfacheres Steuer- und
Transferleistungs-Modell:

Jeder in Deutschland lebende Deutsche und jeder in Deutschland lebenden
Ausländer (der arbeitet, wobei die Versorgung einer Familie auch Arbeit
ist, oder sich für den Arbeitsmarkt fit macht, z.B. einen Kindergarten
besucht, oder zumindest 13 Jahre gearbeitet oder sich fit gemacht hat)
bekommt vom Staat ohne weitere Prüfung eine feste Summe (sagen wir
350,-EUR) im Monat.
Damit fallen alle anderen Gelder vom Staat (Sozialhilfe, ALGII, ...) weg.
Weiterhin gibt es keinerlei Freibeträge mehr, jeder verdiente und/oder
ausgegebene Euro ist mit einem festen Steuersatz zu versteuern.

Ob nun neben dem Konsum (also der Mehrwertsteuer) auch das Einkommen als
Steuergrundlage dient, kann man sich aussuchen, ich bevorzuge eine reine
Mehrwertsteuerlösung, ergänzt um einige Verbrauchssteuern (Benzin, Tabak,
Alkohol), deren Einnahmen gegen die MWSt-Zahlungen der Produzenten
bestimmter Güter (Nahrungsmittel) verrechnet werden.

Achja, alle staatlichen Dienstleistungen werden über diese Steuern
abgegolten (der Staat bietet nur Dienstleistungen an, bei denen private
Anbieter, weil es keinen Marktpreis gibt, nichts anbieten können, z.B.
innere und äussere Sicherheit), ebenso die medizinische Grundversorgung
(wer mehr will, kann sich privat versichern).

Bei den Renten etc. brauchen wir lange Übergangsfristen, hier muss man nach
einer gangbaren Lösung für die, die in die Rente eingezahlt haben, suchen.
So schlecht ist die Umlagefinanzierte Rente ja nicht.

mfg Peter

Re: Kirchhofs Planspiele im Spiegel

am 25.09.2005 23:01:07 von CEN

Peter Dunkel schrieb:

> Auch heute gibt es schon viele Ungerechtigkeiten. Bei den Formularen wegen
> Erzeihungsgeld aber auch dem Kindergarten-Beitrag wird nach den "Einnahmen"
> gefragt, nicht nach Einnahmeüberschuss oder gar Gewinn. Was macht da ein
> Tankstellen-Pächter, der hat ja Einnahmen von vielen Millionen im Jahr.
> Oder der Kiosk-Besitzer,

Das ist nicht so. Die typisch gefragte Größe hierfür ist die
"Summe der positiven Einkünfte". D. h. negative
Einkunftsarten bleiben zwar außen vor, aber sehr wohl
werden Werbungskosten bzw. Betriebsausgaben berücksichtigt.
Gut, einen Erziehungsgeldantrag habe ich lange nicht gesehen,
aber Kindergarteneinstufungsbögen am laufenden Band.

--
Dr. Christian E. Naundorf alias CEN
"Wer mit geschlossenen Augen ruhig und gleichmäßig atmend dasitzt,
muss deswegen noch nicht schlafen. Solange er nicht schnarcht, kann
dies auch ein Zeichen von Konzentration sein." BVerwG, NJW 2001, 2898