Re: Fussgänger mit Hund vs. Radfahrer
am 02.07.2006 14:55:55 von Gerald GrunerWalle schrieb am Wed, 28 Jun 2006:
> Gerald Gruner <> erwähnte:
>
> >>>>> Fussgänger mit Hund geht spazieren - Radfahrer kommt von
> >>>>> hinten angeschossen und fährt in die Hundeleine rein.
> >>>>
> >>>> Fahrbahn, Radweg, Fußweg oder Park?
> >>>
> >>> Spielt das eine Rolle,
> >>
> >> Ja.
> >
> > Welche?
>
> A: Ich fahre auf einem Radweg, als mir unvorhersehrbar
> ein Hund vor mein Rad läuft.
>
> B: Ich fahre durch eine Fussgängerpassage, als mir
> unvorhersehrbar ein Hund vor mein Rad läuft.
>
> Was wird wohl teurer für mich werden, weil mir eine höhere
> Mitschuld angelastet wird?
In _diesem_ Fall würde sicherlich letzteres teurer.
Allerdings war in der Beschreibung der OP nichts von einem Hund die
Rede, der "unvorhersehbar vors Rad läuft", sondern eher von einem
Radfahrer, der extrem knapp und sehr schnell von hinten an einem
Fußgänger vorbei gefahren ist, der eine Hund an einer kurzen Leine
hatte. Da spielt IMHO die Kategorie des Wegs kaum eine Rolle. Das ist
auch auf einem reinen Radweg nicht erlaubt und wird auch durch diese
kleine Ordnungswirdigkeit der Fußgängerin *nicht* gerechtfertigt.
> > Auf welchem der Wege brauchst du auf andere keine Rücksicht
> > nehmen?
>
> Ich habe nirgends behauptet, dass man sich irgendwo rücksichtslos
> verhalten darf.
Indirekt schon. Die Frage impliziert IMHO, dass es für den Fall der OP
einen merklichen Unterschied machen würde, d.h. dass es auf einem
Radweg etwas "erlaubter" wäre als auf einem Feldweg.
> >>> wenn der Radfahrer von hinten "angeschossen" kommt?
> >>
> >> Was ist "angeschossen"? Alles, was du mit deinem alten
> >> Hollandrad nicht schaffst?
> >
> > Frag nicht mich. Ich bin nicht die OP, sondern habe nur deren
> > Beschreibung wiedergegeben.
>
> Nein, du hättest es hinterfragen sollen, bevor du es übernommen hast.
> "Angeschossen" ist nämlich eine subjektive Äußerung, die nichts über
> die tatsächliche Geschwindigkeit oder das Verhalten des Radfahrers
> aussagt.
Die OP hat es in einem Folgeposting etwas konkretisiert. Ich gehe
momentan davon aus, dass sie nicht massiv übertreibt und dass ihr
"angeschossen kommen" schon ein deutlich schnelles Fahren bedeutet,
ohne genaue km/h zu nennen.
> >> Oder das, was einen Fußgänger, der, ohne sich umzuschauen,
> >> unvermittelt auf den Radweg trabt und dem du deswegen
> >> beinahe über die Zehen fährst, erschecken könnte?
> >
> > Wo liesest du das aus dem OP heraus?
>
> Das habe ich dort nicht herausgelesen und darum ging es mir auch
> nicht. Mir ging es darum, dass ich *deinen Beitrag* als
> ungerechtfertigte Parteinahme empfand. Ungerechtfertigt, da du ohne
> Kenntnis relevanter Details und ohne die Darstellung der OP
> kritisch zu hinterfragen den Radfahrer als Schuldigen darstelltest.
Ja, ich bin im Rahmen dieser Diskussion von der Fallbeschreibung der
OP ausgegangen. Diese ist nunmal der Ausgangspunkt. Außerdem
diskutieren wir hier in der NG ja nur allgemeine Fälle, keine
konkreten Rechtsberatungen. ;-)
Nimm also einfach für _diese_ Diskussion an, dass es so gewesen wäre
wie beschrieben. Und für den _hier_ beschriebenen Fall sehe ich
durchaus den Radfahrer in der Hauptschuld.
Ist das IYO ein Verbrechen?
Wenn du einen _anderen_ Fall diskutieren willst, mach einen
entsprechenden Thread auf und beschreibe ihn. Dann könnte meine
Ansicht dann auch durchaus zu Gunsten des Radfahrers sein.
> > ist es von einem Radfahrer zuviel verlangt, sich gegenüber
> > einem Fußgänger genauso vorsichtig und rücksichtsvoll zu
> > verhalten wie er es von Autofahrern fordert?
>
> *Jeder* Verkehrsteilnehmer hat sich rücksichtsvoll zu verhalten.
Full ACK.
> Selbstverständlich auch Radfahrer. Aber auch Fußgänger, die gerne
> mal vergessen, dass auch sie Verkehrsteilnehmer sind.
Du wirst jetzt wohl wieder beleidigt sein, aber genau dieses Problem
haben _auch_ manche Radfahrer. Sie verhalten sich gegenüber
schwächeren Fußgängern genauso rücksichtslos und rüpelhaft, wie sie es
zu Recht Autofahrern ihnen gegenüber vorwerfen.
Man sollte halt auch als Radfahrer nicht mit dem Finger auf andere
zwigen. Die übrigen Finger zeigen dann nämlich auf einen selbst.
> >>> Mir kann keiner erzählen, dass der Fußgänger oder der Hund
> >>> unsichtbar war.
> >>
> >> Die vielleicht nicht, aber die 4 Meter lange
> >> Automatikhundeleine.
> >
> > Schrieb die OP das?
> > Ihre Leine war "gerade mal 1 meter lang".
>
> Das erwähnt sie erst ca. 12 Stunden später.
....aber immer noch am Tag _vor_ deinem betreffenden Posting und auch
_vor_ meinem. Von daher wußten wir beide (hätten wissen können), dass
es keine 4 m lange Automatikleine war.
> Vorher gab es dazu von ihr keinerlei Angaben und trotzdem bist du
> davon ausgegangen, dass der Radfahrer das hätte sehen müssen. Um
> dem zu widersprechen, habe ich die Automatikleine unterstellt.
Ich bin von der Beschreibung der OP ausgegangen, weil ich keine
Sonderfälle konstruieren wollte. Ansonsten ließe sich auch problemlos
jede andere Konstellation aufbauen, die jedes beliebige Ergebnis
rechtfertigten. Es hätte nur nichts mit diesem Thread zu tun.
Außerdem kann man sogar eine längere Leine und den Hund daran sehen
und auch diese rechtfertigt es nicht, mit vollem Risiko und ziemlich
hoher Geschwindigkeit extrem knapp von hinten an einem Fußgänger
vorbei zu fahren. Das Sichtfahrgebot und die "ständige Vorsicht und
gegenseitige Rücksicht" gilt auch für Radfahrer.
> > Ist es IYO völlig ausgeschlossen, dass auch nur ein einziges Mal
> > in diesem Universum der Radfahrer *nicht* das arme unschuldige
> > Lämmchen ist, sondern der Verkehrsrowdy?
>
> Überhaupt nicht, dafür kenne und beobachte ich zu viele radfahrende
> Rowdies.
Immerhin etwas.
> Ich kenne aus eigenem Erleben allerdings auch die sichtweise
> eines regelmäßigen Radfahrers - und die pauschalen Vorverurteilungen,
> wie ich sie in deinem Beitrag gesehen habe.
Also bitte, wo siehst du *pauschale* Vorverurteilungen?
Ja, Radfahrer sind IMHO keine besseren Menschen, sondern genauso
fehlerhaft wie Fußgänger und Autofahrer.
Nervig ist, dass ihre Sprachrohre sich speziell in Diskussionsforen
nahezu grundsätzlich in der Rolle des unschuldigen Opfers der bösen
Autofahrer sehen und diese Rolle auch nicht ablegen können, wenn sie
gegenüber einem Fußgänger mal die Rolle des schnelleren, stärkeren
haben.
BTW: Wenn du letzteres als Vorurteil ansiehst, hättest du wohl recht
;-), aber du solltest dir überlegen, ob du wirklich in der Position
bist, "ohne Sünde den ersten Stein zu werfen"... ;->
Ja, ich halte in dem *hier beschriebenen* Fall den Radfahrer für den
Hauptschuldigen. Wenn du damit nicht leben kannst, kann ich dir leider
nicht helfen.
MfG
Gerald
--
Urheberrecht: Weniger Schutz ist besser für die Gesellschaft
(Dissertation von Jochen Haller untersucht wohlfahrtsoptimales Schutzniveau, )